029: Eigentlich sollte es für Marie und Fritzie und Benny und Lucky heute ein gemütlicher Sonnentag mit Eis und einer kleinen Spritztour auf der Autobahn werden. Aber auf der Autobahn baut direkt vor ihnen ein Auto einen Unfall. Glücklicherweise können die Vier schnell helfen und Schlimmeres verhindern…

Freddie und Lucky Band 4 -Karambolage auf der Autobahn

„Wo soll es heute denn hingehen?“ Freddie, das Zaubermotorrad, ruht relaxed auf seinem Ständer und schaut Benny dabei zu, wie er Lucky, dem Zauberpony, das Fell striegelt.

„Och, von mir aus kann ich den ganzen Tag gebürstet werden“, seufzt Lucky glücklich. „Ein bisschen weiter links bitte und fester bürsten.“ Benny lacht. „So langsam bekomme ich aber einen lahmen Arm. Von mir aus können wir bald los. Wo ist denn Marie?“ Suchend schaut er sich nach seiner Schwester um. Die kommt gerade um die Ecke geschlendert und reckt sich in der Sonne.

„Was meint ihr, wollen wir bei dem schönen Wetter zu der Eisdiele in Rudolfshain fahren? Das gibt es das beste Eis in der Umgebung!“, fragt sie ihre Freunde.

„Was soll ich denn mit Eis?“, nölt Lucky. „Hast du schon mal ein Pony Eis essen sehen?“

„Ne“, lacht Marie. „Aber hast du schon mal ein Pony sprechen hören?“

„Haha, sehr witzig“, mault Lucky. „Nur weil ich sprechen kann, esse ich noch lange kein Eis!“

„Auf dem Weg nach Rudolfshain kommen wir doch an den Maschwiesen vorbei. Da wächst doch bestimmt auch eine Leckerei für Lucky“, überlegt Benny.

„Hm, das klingt schon besser“, wiehert Lucky.

„Au ja, dann können wir auch den kleinen Umweg über die Autobahn nehmen“, freut sich Freddie. „Da kann ich als Rennmotorrad mal wieder richtig Gas geben!“

„Aber was sollen die Autofahrer denken, wenn ein Pony auf der Autobahn galoppiert? Die rufen doch sofort die Polizei“, überlegt Benny.

„Erstens“, erklärt Lucky, „bin ich schneller als jede Rostlaube auf der Autobahn und man wird nur eine Staubwolke von mir sehen, und zweitens hast du wohl vergessen, dass die Leute uns schon eine Sekunde nachdem sie uns gesehen haben, wieder vergessen haben. Wir sind schließlich ein Zauberpony und ein Zaubermotorrad.“

„Ach ja“, schmunzelt Benny. „Dann ist das Ausflugsziel für heute geklärt: Ab zur Eisdiele!“ Er schwingt sich auf Lucky und ist bereit, loszureiten. Wie immer reitet er ohne Sattel und Zaumzeug. Marie setzt sich ihren schwarzen, verspiegelten Motorradhelm auf und steigt auf Freddie. Der lässt begeistert seinen Motor aufheulen. Endlich geht es los!

Eine Stunde später und nach einem schnellen Ritt bzw. einer schnellen Fahrt durch die Maschwiesen und einer ausgiebigen Pause, bei der sich Lucky den Bauch mit saftigen Kräutern vollgeschlagen hat, steuern die Vier die Auffahrt auf die Autobahn an. Freddie und Marie fahren die Autobahnauffahrt rauf und reihen sich in den fließenden Verkehr. Lucky und Benny galoppieren auf dem Seitenstreifen, jederzeit bereit, über die Leitplanke auf die angrenzenden Wiesen zu springen, um den Verkehr nicht zu behindern. Heute ist auf der Autobahn glücklicherweise wenig Verkehr und Marie lässt Freddie sich ordentlich ausfahren. Lucky hält wie immer mühelos mit dem hohen Tempo des Motorrads mit.

Sie nähern sich gerade der nächsten Auffahrt auf die Autobahn, als ein graues Auto die Auffahrt heruntergschossen kommt und links blinkt, um sich einreihen zu können. Plötzlich und ohne jeden Grund gerät das Auto ein Stück zu weit nach rechts, berührt die Leitplanke und gerät dadurch ins Schleudern. Es dreht sich, auf seinen vier Rädern bleibend, um die eigene Achse und schleudert dabei mitten auf die Autobahn. Glücklicherweise befindet sich in diesem Moment kein Auto auf den Spuren neben dem sich drehenden Wagen. Freddie, der gerade angebraust kommt, legt eine Vollbremsung hin. Wie gut, dass er ein Zaubermotorrad ist und ein Schutzzauber ihn und Marie vor Verletzungen schützt.

„Marie, verzauber mich schnell in ein Polizeiauto! Wir müssen die Autobahn absperren, damit kein Auto in den Unfallwagen fährt und noch schlimmere Unfälle passieren!“, ruft Freddie Marie zu.

„Zauberdiwauba Zauberdiauto, Freddie wird zum Polizeiauto“, ruft Marie mit ausgebreiteten Armen und mit einem lauten Knall steht auf einmal ein Polizeiwagen auf der Autobahn und Marie sitzt am Steuer. Routiniert wie eine langjährige Polizistin aktiviert sie das Martinshorn des Polizeiautos und warnt somit die herannahenden Autos. Die Autofahrer reagieren sofort und bringen ihre Wagen zum Stehen. Mit Absperrkegeln und Absperrband sichert Marie die Unfallstelle. Dann fordert sie über Funk Verstärkung durch die Autobahnpolizei und einen Krankenwagen an.

Benny ist mit Lucky in der Zeit zum Unfallwagen, der inzwischen zum Stehen gekommen ist, geritten. Vorsichtig nähern sie sich dem Wagen. Von außen hat er außer einem Blechschaden keine weiteren Schäden. Im Auto ist ein Mann, der panisch versucht, auf die Rücksitzbank zu klettern, auf der ein Mädchen angeschnallt sitzt. Benny öffnet die Tür der Rücksitzbank.

„Alles in Ordnung bei Ihnen? Haben Sie sich verletzt?“, fragt er den Mann und das Mädchen.

„Mir geht es gut, aber meine Tochter hat noch nichts gesagt, ich weiß nicht, was sie hat“, ruft der Mann aufgeregt.

Jetzt schiebt Lucky seinen Kopf zur Tür herein. „Na meine Kleine, wie geht es dir? Du hast bestimmt einen kleinen Schock!“, wiehert das Pferd und schnauft dem Mädchen ins Gesicht. In dem Moment fängt das Mädchen gleichzeitig zu lachen und zu weinen an.

„Ein Pony“, lacht das Mädchen. Gleich danach weint es: „Mein Arm tut so weh.“

„Nur der Arm? Oh, hoffentlich ist es nicht mehr!“, weint nun auch ihr Vater.

„Sie scheinen Glück gehabt zu haben“, sagt Benny. Jetzt kommt auch Marie angelaufen. „Der Krankenwagen ist gleich da!“, ruft sie. „Ist es sehr schlimm, halten sie noch ein paar Minuten aus?“

„Ja“, antwortet der Mann. „Wir haben wohl wirklich großes Glück gehabt!“

Da hören sie schon weitem das Martinshorn des Krankenwagens, dass sich schnell nähert. Die wartenden Autofahrer haben eine perfekte Rettungsgasse gebildet, durch die der Krankenwagen schnell zum Unfallort gelangen kann. Er wird von einem Polizeiauto begleitet. Kurze Zeit später springt eine Ärztin aus dem Rettungswagen und kümmert sich um die Unfallopfer. Das kleine braune Pony, dass neben ihr steht, nimmt sie gar nicht war. Lucky grinst. Sein Zauber scheint zu wirken. Aber das kleine Mädchen lächelt ihn immer noch strahlend an. Bei ihr scheint der Zauber nicht zu wirken, aber das ist Lucky egal.

Aus dem Polizeiauto steigen ein Polizist und eine Polizistin. Sie nähern sich Marie.

„Au Backe“, denkt Marie. „Was die jetzt wohl sagen werden.“ Vorsichtshalber stellt sie sich auf die Zehenspitzen, um etwas größer zu wirken.

„Vielen Dank Kollegin, dass sie so schnell reagiert haben. Jetzt übernehmen wir von der Autobahnpolizei. So ein Glück, dass sie zufällig unterwegs waren. Zu welcher Dienststelle gehören sie?“, reden sie auf Marie ein.

Marie ist völlig verblüfft. Die scheinen gar nicht zu merken, dass sie noch ein Kind ist. Auf ihr scheint immer noch ein Zauber zu liegen.

„Äh, Rasendorf. Das ist eine kleine Dienststelle weit im Norden. Dann mache ich mich mal wieder auf den Weg“, flunkert sie.

„Ja, vielen Dank auch. Jetzt müssen wir nur noch auf den Abschleppwagen warten. Das kann dauern. Bis dahin haben wir einen kilometerlangen Stau. Die armen Autofahrer. Bei der Hitze“, sagt die Polizistin.

„Ach so, den habe ich schon angerufen. Er ist schon da. Einen Moment“, sagt Marie. Sie geht zu Freddie, der immer noch als Polizeiauto die Autobahn absperrt. Der echte Polizist und die echte Polizistin beginnen nun die Unfallstelle zu untersuchen.

„Freddie, meinst du, du könntest als Abschleppwagen den Unfallwagen abschleppen? Dann können zumindest wieder zwei Autobahnspuren frei gegeben werden und die Leute müssen nicht so lange in der Hitze stehen“, fragt Marie.

„Klaro, das ist kein Problem! Warte, ich lenke kurz die wartenden Autofahrer ab, damit sie die Verwandlung nicht bemerken.“ Fritzi wird einen Moment ganz still und flüstert dann ein paar Worte in einer geheimnisvollen Sprache. Plötzlich flattern ganz viele Schmetterlinge um die wartenden Autos herum und alle schauen aufgeregt auf die bunte Schar und lachen.

„Du bist echt spitze!“, lacht auch Marie. Dann spricht sie schnell mit ausgebreiteten Armen: „Zauberdiwauba Zauberdiabschleppwagen, Freddie wird zum Abschleppwagen.“ Boam, schon steht ein Abschleppwagen vor Marie und Marie trägt eine Latzhose und Arbeitsschuhe. Sie steigt in den Wagen und fährt zum Unfallauto.

„Kann der Wagen abgeschleppt werden?“, fragt sie die beiden Polizisten.

„Ja, wir haben alles schon untersucht. Das ging aber fix bis Sie hier waren“, staunt der Polizist. Er scheint gar nicht zu bemerken, dass Marie dieselbe Person ist wie die angebliche Polizistin aus Rasendorf.

„Jaja, wir haben einen schnellen Service“, flunkert Marie wieder und beginnt, den Unfallwagen zu verladen. Benny muss sich vor Lachen den Mund zu halten.

Kurz darauf fährt Marie mit Freddie, der mit dem Unfallwagen beladen ist, von der Autobahn Richtung Autowerkstatt. Benny und Lucky haben beschlossen, noch bei dem Mädchen zu bleiben und neben dem Krankenwagen herzugaloppieren, um dem Mädchen eine Freude zu machen. Außer dem Mädchen scheint die beiden auch keiner zu bemerken.

Für alle endet der Abend spät, aber zufrieden, dass keinem etwas Ernsthaftes passiert ist. Wie Benny und Lucky im Krankenhaus erfahren haben, hat sich das Mädchen nur den Arm gebrochen und hat jetzt einen Gips. Dem Vater ist nichts passiert. Er bereut nur sehr, dass er durch eine kurze Unaufmerksamkeit die Kontrolle über den Wagen verloren hatte und den Unfall verursacht hatte.

Im Zeitungsartikel am nächsten Tag über den Unfall werden die Vier mit keinem Wort erwähnt. Der Zauber hat wie immer gewirkt. Nur der Besuch bei der Eisdiele musste leider ausfallen. Der wird aber nachgeholt!