028: Freddies und Luckys Zauberkräfte sind wieder gefragt! Bei einem Sturm ist ein Ziegenstall eingestürzt und die Feuerwehr kann bei dem Sturm nicht ausrücken! Also müssen Marie und Freddie und Benny und Lucky zur Hilfe eilen…
Freddie und Lucky Band 3 – Einsturz auf dem Ziegenhof
Marie sitzt gelangweilt am Fenster und schaut hinaus. Draußen stürmt und regnet es seit Stunden. Die Bäume biegen sich im Wind und dicke Regentropfen klatschen ununterbrochen gegen das Fenster. Benny, Maries Bruder, hat sich mit seinem Handy in sein Zimmer verkrochen und spielt ein Onlinespiel. Eigentlich wollten Marie und Benny heute mit Lucky, dem Zauberpony, und Freddie, dem Zaubermotorrad, das Bennys und Maries Vater gehört, einen Ausflug machen. Natürlich weiß ihr Vater nicht, dass sein Motorrad ein Zaubermotorrad ist. Nur Marie, Benny und das Zauberpony Lucky wissen davon.
Aber als Marie und ihr Bruder ihrer Mutter heute Morgen am Frühstückstisch erzählt haben, dass sie zum Pferdehof auf der Rabenhöhe wollen um mit Lucky einen Ausritt zu machen, hat ihre Mutter dies ausdrücklich verboten. Normalerweise ist ihre Mutter nicht so streng, aber im Radio wurde eindringlich vor dem nahenden Sturm gewarnt. Und nun ist er tatsächlich bei ihnen im Ort angekommen und heult durch die Straßen. Unten in der Küche hat die Mutter das Radio auf volle Lautstärke gestellt, damit sie trotz des heulenden Windes die Nachrichten verstehen kann. Marie lauscht mit einem Ohr der monotonen Stimme des Radiosprechers: „… Der Ort Wunderheim ist am stärksten von dem Sturmtief betroffen. Zahlreiche Bäume sind umgekippt und es gibt schon jetzt erhebliche Gebäudeschäden. Eine hundert Jahre alte Eiche ist auf einen Ziegenstall gestürzt. Die Tiere sind unter den Trümmern eingeschlossen. Die örtliche Feuerwehr kann zur Zeit nichts zur Rettung der Tiere tun, da auch der Weg zu dem Ziegenstall durch Bäume versperrt ist und der Sturm den Einsatz von Hubschraubern unmöglich macht. Die Feuerwehrleute stehen aber bereit, um bei einem Abflauen der Sturmböen sofort mit dem Einsatz starten zu können.“
Alarmiert setzt sich Marie auf. Die Ziegen brauchen ihre Hilfe! Wer weiß, wie lange der Sturm noch dauert und wie lange die Tiere dort sonst noch im eingestürzten Stall eingesperrt sind.
„Benny, los, steh auf! Wir müssen nach Wunderheim“, ruft Marie während sie in Bennys Zimmer stürmt. Der schaut sie verwundert an.
„Was willst du denn bei dem Wetter in Wunderheim? Da ist doch eh nix los.“
„Von wegen nix los! Ein Ziegenstall ist eingestürzt und die Feuerwehr kann den Ziegen zur Zeit nicht helfen, weil die Straße versperrt ist. Komm, wir gehen zu Freddie. Gemeinsam fällt uns bestimmt ein, wie wir die Ziegen retten können!“, erklärt Marie aufgeregt.
Benny springt sofort alarmiert aus seinem Bett und ist schon dabei, seine Jacke und seine Schuhe anzuziehen, die im Zimmer verstreut liegen. Seine Schwester rennt immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinab und zieht sich ihre Regenjacke und Gummistiefel an. Fast gleichzeitig stürmen Marie und Benny in die Garage, die mit einer Tür mit dem Haus verbunden ist.
Erstaunt lässt Freddie, das rote Rennmotorrad, seinen Motor leise aufheulen. Bei dem Wetter hatte er nicht mit dem Besuch von seinen Freunden gerechnet.
„Hey Leute, was verschafft mir die Ehre? Ist euch in eurer Butze langweilig?“, scherzt er.
„Ja, das auch“, erklärt Marie. „Aber in Wunderheim sind Ziegen in einem eingestürztem Stall eingesperrt. Wie können wir ihnen nur helfen? Der Weg dorthin ist auch von Bäumen versperrt.“
„Dann verzaubern wir Freddie in einen Hubschrauber und fliegen zu dem Stall“, schlägt Benny vor.
„Ne, sorry Leute, bei dem Wetter kann nicht mal ich fliegen. Der Sturm würde uns wie einen Luftballon durch die Luft wirbeln“, widerspricht Freddie.
„Dann müssen wir dich in ein Fahrzeug verwandeln, dass die Straßen frei räumt“, überlegt Marie.
„Aber das dauert doch viel zu lange! Wer weiß, ob die Ziegen das so lange unter den Trümmern aushalten“, sagt Benny.
„Hm, ihr müsst mich in ein Fahrzeug verwandeln, das über Bäume fahren kann“, sinniert Freddie. „Was gibt es denn da für Fahrzeuge?“
Alle drei stehen schweigend da und überlegen. Welches Fahrzeug kann über Bäume fahren?
„Ich hab`s“, ruft Freddie. „Ein Panzer! Mit Panzerketten kann man über Bäume fahren! Sehr langsam, aber es geht!“
„Das könnte klappen“, sagt Benny. „Aber Wunderheim ist 50 km entfernt. Meint ihr nicht, die Leute werden sich wundern, wenn ein Panzer durch die Straßen fährt?“
„Das lass mal meine Sorgen sein“, erwidert Freddie. „Glaub mir, die Leute werden sich verwundert die Augen reiben und dann schon wieder vergessen haben, dass wir vorbeigefahren sind. Schließlich bin ich ein Zaubermotorrad. Aber bevor mich Marie in den Panzer verzaubert, solltet ihr mich lieber aus der Garage schieben. Sonst platzt die Garage noch aus allen Nähten!“
„Alles klar!“ Marie öffnet das Garagentor und sofort reißt ihr der Sturm das Tor aus der Hand und schleudert es an die Decke der Garage. Mit aller Kraft schiebt sie nun gegen den starken Wind Freddie vor die Garage.
„Wir haben Lucky vergessen! Vielleicht können wir seine Hilfe auch gebrauchen!“, ruft Benny.
„Gute Idee! Wir fahren bei der Rabenhöhe vorbei und holen ihn ab“, antwortet Marie. Dann schließt sie die Augen und konzentriert sich auf den Zauberspruch.
„Zauberdiwauba Zauberdiwanza, Freddie wird zum Panzer“, flüstert sie mit ausgebreiteten Armen und mit einem lauten Knall verwandelt sich das rote Rennmotorrad in einen Panzer. Im letzten Moment springen Marie und Benny zur Seite und drücken sich an die Hauswand. Freddie, jetzt ein riesiger Panzer, nimmt die ganze Hofeinfahrt ein. Nun öffnet sich oben auf dem Panzer eine Einstiegsluke.
„Los, steigt ein. Wir dürfen keine Zeit verlieren“, ruft Freddie. Marie und Benny klettern in das dunkle Innere des Panzers. Als ob Marie das schon tausendmal gemacht hätte, findet sie die richtigen Knöpfe, um Licht zu machen und den Panzer zu starten. Da sie damals bei dem Gebrauchtwagenhandel Freddie entdeckt hatte, kann nur sie ihn steuern. Aber egal in welches Fahrzeug er verzaubert wurde, sie weiß,wie man es steuern kann.
Der Panzer knattert mit lautem Getöse die Straße hinab. Aber wie immer nimmt kein Mensch Notiz davon. Einige Zeit später stehen sie auf der Rabenhöhe direkt vor Luckys Stall. Entsetzt haben alle Pferde einschließlich Lucky den Kopf Richtung Panzer gedreht und starren ihn an als ob die Welt unterginge. Langsam öffnet sich die Einstiegsluke und Benny steckt den Kopf heraus.
„Lucky, los komm, wir brauchen dich und deine Superspürnase. Ein Ziegenstall in Wunderheim ist eingestürzt“, ruft Benny.
„Ja hast du sie noch alle“, wiehert Lucky entsetzt. „Ich dachte schon, ein Krieg ist ausgebrochen und der Panzer will uns platt machen. Das nächste Mal wenn ihr hier mit so einem Geschoss ankommt, warnt ihr mich gefälligst vor!“
„Ach so, ja, entschuldige! Wir haben es halt eilig“, erklärt Benny.
„Und wie habt ihr euch das jetzt gedacht? Soll ich in die Luke krabbeln oder was? Ne, ne, das werde ich auf keinen Fall machen!“ meckert Lucky. „Ich lauf schon mal vor. Bei dem bisschen Wind muss man sich doch nicht in einem Panzer verstecken.“ Und schon ist Lucky Richtung Wunderheim los gallopiert. Marie wendet den Panzer und folgt Lucky so schnell es geht, aber Lucky ist wie immer schneller. Lucky springt über umgefallene Bäume und der tosende Wind scheint ihm nichts auszumachen. Obwohl Lucky wie ein betagtes, altes Pony aussieht, galoppiert er wie ein Fohlen und weicht jedem herunterfallenden Ast geschickt aus. Freddie rollt auch über die dicksten Baumstämme, die auf der Straße liegen, langsam rüber und Marie und Benny werden ordentlich durchgeschüttelt. Einige Zeit später erreichen sie den Ziegenhof, der einsam außerhalb der Ortschaft Wunderheim liegt. Am Fenster des Wohnhauses stehen eine Frau, ein Mann und drei Kinder und schauen erstaunt auf den Panzer und das Pony.
„Keine Sorge, die werden sich später nur vage daran erinnern können, dass wir da waren“, ruft Freddie gegen den Wind. „Lasst uns lieber mit der Arbeit starten!“
Freddie rollt zu dem eingestürzten Stall, der etwas abseits von dem Wohnhaus steht. Es ist ein großes Gebäude und Marie überlegt, wo und wie sie anfangen sollen, um die verschütteten Ziegen möglichst nicht zu verletzen.
Benny hat schon eine Idee. „Lucky, erschnupper doch bitte, in welchem Teil des Stalls die Ziegen verschüttet sind und frag, ob sie wohlauf sind. Marie, du verwandelst Freddie in einen Schwerlastkran. Der steht auch im Wind stabil und dann können wir die Dachbalken und Gebäudeteile vorsichtig mit dem Kran hochheben.“
„Die Ziegen sind alle hier vorne links im Stall vergraben und scheinen alle eingeklemmt, aber wohl auf zu sein“, wiehert Lucky. „Außer Bobesch, der Bock. Keiner von den Ziegen und Zicklein weiß, wo er ist. Sie haben ihn auch nicht gehört.“
„Ok, dann holen wir jetzt erstmal die Ziegen und Zicklein raus“, entscheidet Marie. Sie schließt wieder die Augen, breitet die Arme aus und spricht einen Zauberspruch: „Zauberdiwauba Zauberdiwan, Freddie wird zum Schwerlastkran.“ Der Knall ist wegen des tosenden Windes nicht zu hören, aber vor Luckys, Maries und Bennys Augen verwandelt sich der Panzer in einen roten Schwerlastkrahn. Marie klettert sofort in das Führerhäuschen und beginnt, mit dem Kranarm am linken Teil des Stalls die eingestürzten Gemäuerteile wegzuheben. Es dauert nicht lange und das erste Zicklein krabbelt aus dem kaputten Gemäuer heraus. Nach und nach werden mehr und mehr Ziegen und Zicklein befreit.
„Das waren alle“, wiehert Lucky nach einiger Zeit. Die Tiere, die nur einige Ratscher davon getragen haben, haben sich alle um Lucky versammelt, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. „Jetzt fehlt nur noch der Bock. Ich versuche, ihn zu finden.“
Vorichtig klettert Lucky auf dem kaputten Gemäuer herum und schnuppert intensiv an dem Schutt. Immer wieder bleibt er stehen und versucht mit Zauberkraft den Bock zu erspüren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ruft er: „Hier müsste es sein!“ Er steht auf dem grössten Trümmerhaufen des eingestürzten Stalls. Vorsichtig beginnt Marie mit dem Kram jedes Gemäuerteil wegzuräumen. Nach einiger Zeit erscheint ein weißer Körper. Der Ziegenbock Bobesch liegt bewegungslos auf dem Boden. Schnell rennt Lucky zu ihm hin. „Er lebt“, ruft er dann aufgeregt. „Wahrscheinlich hat er einen Stein gegen den Kopf bekommen. Ich werde ihm Zauberkraft einpusten.“ Vorsichtig legt Lucky seine Lippen auf die Lippen des Ziegenbocks und pustet ihm Zauberatem in das Maul. Kurz darauf öffnet der Ziegenbock erstaunt seine Augen und fragt: „Äh, warum knutscht du mich denn?“
„Wie bitte, ich knutsch doch keinen alten Ziegenbock“, wiehert Lucky erbost. „Naja, wie dem auch sei, freut mich, dass es dir wieder gut geht“, lächelt er dann. Noch etwas benommen steht der Ziegenbock auf und geht zu seiner Herde hinüber. Die Bauersfamilie, die das Geschehen aufgeregt verfolgt hat, hat inzwischen die Tür des Wohnhauses geöffnet und die Ziegenherde in das geschützte Innere ihres Hauses geholt.
„Damit ist unser Job wohl erledigt“, meint Marie. Sie breitet die Arme aus und spricht: „Zauberdiwauba Zauberdiwanza, Freddie wird zum Panzer.“ Marie und Benny steigen in den Panzer und machen sich mit Lucky auf den Weg Richtung Heimat.
Nachdem Lucky wohlbehalten in seinen Stall zurück gekehrt ist und Freddie wieder als rotes Rennmotorrad in der Garage steht, sitzen Marie und Benny mit einem warmen Kakao auf Maries Bett. Durch das Haus hallt immer noch das laute Radio.
„Der Sturm hält an, aber zumindest gibt es eine gute Nachricht. Die Ziegen aus dem eingestürzten Stall in Wunderheim konnten wohlbehalten gerettet werden und stehen nun sicher im Wohnhaus der Bauersfamilie. Wie die Rettung auch ohne Feuerwehr möglich war, bleibt ein Rätsel. Die Familie kann sich nicht erinnern, wie sie die Tiere alleine aus dem eingestürzten Gemäuer retten konnten. Wahrscheinlich haben sie unter Schock gehandelt.“
„Wie Freddie das immer hinbekommt, dass sich keiner erinnern kann“, wundert sich Marie.
„Ist doch egal“, antwortet Benny. „Hauptsache, allen geht es gut.“