006: So, du hast dich wahrscheinlich schon gewundert, warum die Geschichte „Der kleine Buschibau und die Haifischinsel“ heißt und noch kein Hai in der Geschichte vorkam. Das wird sich jetzt ändern! Dann sei mal gespannt, wen Theo bald kennenlernt…
Deine Kerstin
Band 3
Der kleine Buschibau und die Haifischinsel
Kapitel 4 – Das U-Boot
„Also hier muss das Steuer hin.“
„So ein Quatsch. Da kommt die Einstiegsluke hin“, berichtigt der alte Gregor Theo. „Lass mich das mal machen. Zieh du lieber die Schrauben da hinten fest.“ Seit zwei Tagen bauen Theo, Kunibert und der alte Gregor jetzt an dem U-Boot. Theo und Kunibert haben es ganz schön eilig. Sie wollen schnell Bimo aus dem Unterwasservulkan befreien. Endlich ist die letzte Schraube festgezogen.
„Na, da habt ihr aber ein richtiges Prachtstück gebaut!“, lobt Gregor die Buschibau-Kinder.
„Ohne dich hätten wir das nie geschafft! Vielen Dank! Los, wir stellen es auf die Rollen und ziehen es rüber in unseren Keller. Dann könnnen wir gleich starten“, sagt Theo.
„Du meinst spielen“, zwinkert Kunibert Theo zu. Gemeinsam bringen sie das U-Boot in den Keller von Theos Eltern, hinter dem versteckt die Abenteuerzentrale liegt. Gregor ist zurück in seinen Bastelkeller gegangen.
„Und jetzt?“, fragt Kunibert. „Wie wollen wir jetzt das U-Boot ins Wasser bekommen?“
„Ganz einfach“, sagt Theo und zieht einen riesigen Luftballon aus seiner Tasche hervor. „Den habe ich auf dem Schrottplatz gefunden. Da können wir das U-Boot ran hängen und ich kann damit bis zum Ozean fliegen.“
Mit der Fahrradpumpe von Theos Eltern pumpen die Freunde den Ballon auf. Dann befestigen sie den Ballon an dem U-Boot und schieben beides durch den Tunnel Richtung Außenwand des Vulkans.
„Ok, setz deinen Funkhelm auf. Wenn du Hilfe brauchst,funk mich an“, gibt Kunibert seinem Freund Theo letzte Anweisungen. Theo steigt in das U-Boot. Mit einem Schubs befördert Kunibert Theo und das U-Boot aus dem Vulkan. Ein Moment lang schaukelt das U-Boot an dem Luftballon in der Luft herum. Dann wird der Ballon von einer Windböe erfasst und das U-Boot rast wie eine Rakete durch die Luft.
„Alles klar bei dir?“, funkt Kunibert aus der Abenteuerzentrale Theo im U-Boot an.
„Ja, aber ich weiß gar nicht, wo ich hin muss“, antwortet Theo.
„Ganz einfach. Wenn du unter dir eine Insel siehst, um die ganz viele Haie schwimmen, dann ist das die Haifischinsel.“
„Alles klar“, gibt Theo zurück. Er sagt aber nicht, dass er doch ein wenig Angst hat. Haie fressen doch Fleisch, oder nicht? Aber was solls! Er hat schon andere Abenteuer überstanden. Frei Fahrt voraus!
Kapitel 5 – Credo
Einige Stunden später fliegt Theo über den spiegelglatten Ozean. Unter ihm erstreckt sich eine türkisblaue Fläche soweit er schauen kann. Ab und zu springt ein übermütiger Delfin aus dem Wasser. Nach einiger Zeit erspäht Theo im Wasser einen grünen Umriss. Beim Näherkommen erkennt der kleine Buschibau, dass unter ihm eine Insel ist. Sie hat die Form von einem Haifisch.
Erleichtert lehnt sich Theo in seinem Sitz zurück! Die Insel heißt also Haifischinsel, weil sie wie ein Hai aussieht und nicht, weil dort so viele Haie leben! Dann kann er ja unbesorgt ins Wasser abtauchen.
Theo kramt im U-Boot herum. Irgendwo hat er doch den langen Nagel hingelegt! Jetzt hat er ihn endlich gefunden. Er öffnet die Luke vom U-Boot und klettert vorsichtig ein Stück hinaus. Dann piekst er mit dem Nagel in den Luftballon.
>Zischhhhhhh< entweicht die Luft aus dem Ballon. Schnell klettert Theo zurück auf seinen Sitz und schnallt sich an. Das U-Boot saust in rasender Geschwindigkeit auf die Wasseroberfläche zu. Dem kleinen Buschibau wird ganz schön übel und er hält sich die Hand vor den Mund.
>Platsch< macht es und das U-Boot taucht in den Ozean ein. Langsam sinkt es immer tiefer. Panisch versucht Theo die Bootsschraube zu aktivieren, aber nichts passiert. Theo drückt auf alle Knöpfe und betätigt alle Hebel, doch es tut sich immer noch nichts.
„Kunibert“, kreischt Theo in das Mikrofon seines Funkhelms. „Hilf mir! Das U-Boot lässt sich nicht steuern und es sinkt immer tiefer!“
„Theo, ich kann dich hören,“ erklingt die Antwort von Kunibert aus dem Mikrofon. „Vielleicht ist die Bootsschraube blockiert. Kannst du nachschauen?“
Theo schaut hinten aus der Luke, aber er kann die Bootsschraube nicht erkennen. Sie sitzt zu tief. Plötzlich schiebt sich ein Schatten vor die Luke. Theo erschrickt. Etwas Großes schiebt sich am Fenster vorbei. Ein Hai! Oha, die Haifischinsel scheint ihrem Namen doch gerecht zu werden. Jetzt schaut der Hai durch die Vorderluke ins U-Boot. Theo streckt ihm die Zunge raus. Er ist schließlich Abenteurer und lässt sich doch nicht von einem Hai einschüchtern! Der Hai grinst. Theo muss jetzt auch grinsen, denn der Hai hat ganz schiefe Zähne.
Vorsichtig klopft der Hai mit seiner Flosse ans Fenster.
„Hallo, geht es dir gut? So einen komischen Fisch wie dich habe ich noch nie gesehen.“
„Ich bin kein Fisch! Ich bin Theo, ein Buschibau. Und ich schmecke überhaupt nicht!“ Vorsichtshalber stellt Theo das mal lieber gleich klar, bevor der Hai noch auf dumme Gedanken kommt.
„Ich bin Credo“, schmunzelt der Hai. „Und ich fresse nur Algen. Schau dir doch mal meine Zähne an. Damit kann man doch nix fangen. Und ich liebe den salzigen Geschmack von Algen!“
„Wenn das so ist“, plappert Theo erleichtert drauf los, „kannst du dann bitte mal schauen, ob etwas die Bootsschraube blockiert?“
Credo schwimmt um das U-Boot herum. Dann fängt das U-Boot an zu wackeln und plötzlich hört der kleine Buschibau das Summen der Bootsschraube. Langsam gewinnt das U-Boot an Fahrt.
Der Hai kommt wieder zur Vorderluke geschwommen. In seinem Maul hält er den kaputten Luftballon mit dem Seil. Beides hatte sich in der Bootsschraube verfangen und sie blockiert.
Kapitel 6 – Die Rettungsaktion
Der Hai Credo und der kleine Buschibau in seinem U-Boot schwimmen im Ozean nebeneinander her.
„Und“, fragt Credo, „was machst du hier so? Einfach ein bisschen rumschwimmen?“
„Ne, ich bin auf einer Mission. Ich will Bimo, den Unterwasserbuschibau, retten“, erklärt Theo stolz.
„Bimo? Bimo ist auch ein Buschibau? Das wusste ich gar nicht. Der sieht ein bisschen anders aus als du. Was ist denn mit ihm? Manchmal schwimme ich an seinem Unterwasservulkan vorbei.“
„Oh“, Theo wundert sich ein wenig. Hier im Ozean scheint ja jeder jeden zu kennen. „Der Eingang vom Vulkan ist eingestürzt. Kannst du mir zeigen, wo er wohnt?“
„Kein Problem, folge mir einfach.“ Credo schwimmt mit voller Geschwindigkeit voraus. Theo muss den Gashebel vom U-Boot auf >Speed< stellen, um mit Credo mithalten zu können.
Sie kommen an wunderschönen Korallen vorbei, die in allen Farben leuchten. Manchmal lugt ein neugieriger Fisch hinter einer Koralle hervor. Sonst treffen sie niemanden.
Mit einem Mal erscheint eine riesige Felswand im Wasser. Theo muss den Schalthebel ruckartig auf >Rückwärtsgang< stellen, sonst wäre er mit dem U-Boot gegen die Felswand und das Geröll am Fuße der Felswand geprallt. Die Felswand hat kleine Risse, aus denen Blubberbläschen steigen.
„Da sind wir. Das ist Bimos Unterwasservulkan.“ Credo schwimmt um das U-Boot herum. „Komisch, neulich war hier noch eine Tür!“ Der Hai legt den Kopf schief. „Oder habe ich mich etwa verschwommen?“
„Nein, nein.“ Theo ist ganz aufgeregt. „Ich habe dir doch erzählt, dass der Eingang verschüttet ist! Bimo sitzt im Vulkan fest! Und schau, da hinter dem Geröll erkennt man ein Stück Türrahmen.“
„Oh, verschüttet. Das ist aber schade. Dann können wir ihn ja gar nicht besuchen!“, antwortet Credo.
Theo lacht. Credo ist etwas langsam im Verstehen.
„Wir wollen ihn doch nicht besuchen, wir wollen ihn retten! Und dafür brauche ich deine Hilfe!“
Jetzt hören sie ein lautes Klopfen aus dem Vulkan. Dann erklingt eine leise Stimme: „Ich bin hier! Holt mich hier bitte raus!“
„Das ist Bimo! Wie kriegen wir nur das Geröll weg?“ Die Nase vom kleinen Buschibau leuchtet vor Aufregung wieder knallgrün. Der Abenteurer in ihm ist erwacht!
„Ich habe eine Idee! Credo, du schiebst den großen Brocken vor der Tür weg und dann fahre ich rückwärts mit dem U-Boot an den Geröllhaufen. Die Bootsschraube wird die kleinen Gesteinsbrocken und den Sand vor der Tür wegschleudern!“
Credo schwimmt zu dem großen Stein vor der Felswand und drückt kräftig mit seiner Nase dagegen. Zentimeter um Zentimeter verschiebt sich der Stein seitwärts.
„Ich kann nicht mehr! Meine Nase ist schon ganz platt!“ Credo schaut Theo bedröppelt an. Er sieht mit der platten Nase aus wie ein Walross und nicht wie ein Hai. Theo fängt an zu lachen.
„Du bist gemein!“ Credo dreht Theo den Rücken zu.
„Hey, entschuldige! Das war nicht so gemeint! Du sahst nur etwas lustig aus mit der plattgedrückten Nase. Komm, wir drücken jetzt gemeinsam gegen den Stein. Zusammen schaffen wir das!“
Der kleine Buschibau nimmt mit seinem U-Boot Kurs auf den großen Stein. Der Hai schwimmt neben ihm. Jetzt drücken sie gegen den Steinbrocken. Theo gibt Vollgas und auch Credo nutzt all seine Kraft. Schwerfällig rutscht der Stein vorwärts. Dann gerät er auf eine kleine Schräge und kullert die Schräge hinab. Geschafft! Jetzt versperrt nur noch Sand und Geröll den Eingang zum Unterwasservulkan. Rückwärts manövriert Theo das U-Boot langsam an das Geröll. Als die Bootsschraube auf das Geröll trifft, schleudert sie Sand und Steine zur Seite. Ein Steinchen landet bei Credo auf dem Kopf. Erschrocken sucht er Schutz hinter einem Korallenriff.
Dann liegt die Eingangstür zum Unterwasservulkan endlich frei.
„Bimo, drück mal ganz doll von innen gegen die Tür“, ruft Theo. „Jetzt müsste sie aufgehen.“
Aus dem Vulkan ertönt Gepolter. Die Tür wackelt erst und dann springt sie endlich auf.