Kinder-Podcast 049: Stella von Steist Band 4: Stella und die geheimen Tempel-Feen

049: Hm, was würdest du machen, wenn du eine Glitzerstraße sehen würdest? Stella, das Steist-Mädchen, entscheidet sich, diese Straße entlang zu wandern und landet dann in einer Traumwelt. Und wen sie dort trifft, erfährst du in der Geschichte! Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Mathilde aus Leipzig hat diese beiden tollen Feen-Bilder gemalt und mir so die Idee für die Geschichte geliefert. Vielen Dank, Mathilde!

Außerdem freue ich mich sehr, dass ich mein erstes Kinderbuch veröffentlicht habe:

Fritzi, das freche Bommeltier – Band 1 und 2

Ihr könnt es in jedem Buchhandel erwerben oder direkt bei dem Verlag BoD:

https://www.bod.de/buchshop/fritzi-das-freche-bommeltier-kerstin-kelb-9783753445205

Und nun geht es los mit der Geschichte!

Stella von Steist Band 4 – Stella und die geheimen Tempel-Feen

Stille liegt über dem dunklen Tempelgelände. Ab und zu hört man ein Rascheln in den Ästen der Bäume wenn ein Vogel seine Schlafposition ändert. Sonst nichts. Aber warte, doch, da nähert sich doch ein Geräusch… „Lalalalala…”, schallt es erst leise und dann immer lauter über die Rasenflächen zwischen den Tempeln. Der Schall wird zwischen den Mauern hin und her geworfen. Dann erscheint ein großer Schatten im Mondlicht, gefolgt von einem kleinen Baby-Elefanten. Es ist Stella, das Steist-Mädchen. Stella schlendert laut singend über das taunasse Grün. Hach, was für eine wundervolle Nacht! Der Mond glitzert immer wieder zwischen den Wolken hervor und die Luft riecht kühl und frisch. Stella bleibt stehen und atmet tief ein. „Herrlich!”, denkt sie und trompetet aus Begeisterung mit ihrem Rüssel in die Nacht hinein. Der Ton halt durch die Tempelanlage und dann ist wieder Stille. Das findet Stella aber nun wieder komisch. Sie trompetet nochmal. Auch nach diesem Trompetenstoß herrscht Stille. Normalerweise kommt spätestens nach dem zweiten Trompetenstoß ihr bester Freund, der Affe Nedo, angerannt. Wenn er nicht sowieso schon wartend vor ihrem Statue-Sockel steht wenn sie aus ihrem Tagesschlaf erwacht. Wo ist er heute nur? Fragend schaut sich Stella um. Nix zu sehen. Auch aus den Bäumen baumelt kein Affenschwanz. Hätte ja sein können, dass diesmal Nedo verschläft.

Verwundert schlendert Stella über das verlassene Gelände. Ab und an hält sie ihren Rüssel in die Luft und schnuppert im Wind, ob sie einen Affengeruch wahrnehmen kann, aber nichts. Jetzt hat Stella die Brücke erreicht, die über den Graben führt, der das Tempelgelände umgibt. Kurz zögert sie, ob sie heute alleine einen Spaziergang machen soll, aber dann entscheidet sie sich dafür und tapert über die Brücke. Obwohl sie ein Baby-Elefant ist, knartscht die antike Steinbrücke unter ihrem Gewicht. Auf der anderen Seite der Brücke bleibt Stella abrupt stehen. Vor ihr in der Dunkelheit sieht sie die menschenleere Straße, die kilometerlang durch Felder und Wälder Richtung Stadt verläuft. Tagsüber ist die Straße mit Tuk-Tuks und Radfahrern vollgestopft, nachts hingegen liegt sie still in der Dunkelheit und nur ab und zu huscht ein kleines Tier über den warmen Asphalt. Heute breitet sich vor Stella aber ein vollkommen anderes Straßenbild aus. Auf dem Asphalt liegt so weit das Auge schauen kann rosafarbener und hellblauer Glitzerstaub. Stella klappt vor Staunen der Unterkiefer runter und sie starrt fasziniert die glitzernde Straße an. Dann beginnt sie mit immer noch weit geöffnetem Maul die leuchtende Straße entlang zu spazieren. Ihre kleinen, dicken Elefantenfüße wirbeln den Glitzerstaub auf und schon nach kurzer Zeit sind Stellas Füße, Beine und der Bauch rosa und hellblau gepudert. Ihren Mund hat Stella inzwischen geschlossen, nachdem auch dort eine ordentliche Portion Glitzerstaub gelandet war. Stella marschiert und marschiert, aber die farbenfrohe Straße will einfach kein Ende nehmen. Müsste sie nicht längst im nächsten Dorf sein? Kopfschüttelnd läuft Stella weiter. Die bunte Puderschicht auf dem Asphalt wird immer dicker. Außerdem hat sie das Gefühl, ständig ein wenig bergauf zu laufen. Dabei verläuft die Straße normalerweise ebenerdig. So langsam kommt Stella jetzt auch aus der Puste. Wandern, und dann auch noch stetig bergauf, ist nicht so ihre Stärke. Erschöpft bleibt sie stehen und gönnt sich ein kleines Päuschen.

Da hört sie plötzlich ein hohes, leises Kichern von links. Erschrocken dreht Stella ihren Kopf nach links. Jetzt ertönt das Kichern auf einmal von rechts. Schnell dreht Stella ihren Kopf nach rechts. Und nun ertönt das helle Stimmchen von oben. Natürlich ist jetzt die Neugier bei Stella geweckt und sie blickt nach oben. Nichts. Und, du wirst es nicht glauben, jetzt kichert es direkt hinter Stella. Die steckt jetzt ihren Kopf zwischen ihre Vorderbeine und schaut unter ihrem Bauch hindurch hinter sich. Dort steht ein winziges, kleines, blaues Wesen mit Flügelchen und hält sich vor Lachen den Bauch. Komischerweise macht dieses Ding auch noch Kopfstand.

„Äh, du, warum stehst du eigentlich auf dem Kopf?“ Das ist die erste Frage, die dem verblüfften Steist-Mädchen einfällt. Das kleine Wesen fängt jetzt noch doller an zu lachen und kugelt sich irgendwann vor Lachen auf dem Boden. Dann schnappt es nach Luft und antwortet immer noch lachend: „Ich stehe doch gar nicht auf dem Kopf! Du schaust falsch herum durch deine Beine!“

„Oh!“ Jetzt muss sogar Stella lachen. Sie zieht ihren Kopf zwischen den Beinen hervor und schaut nach vorne. Dann macht sie wie ein Zirkuselefant auf dem Podest eine 180-Grad-Wende auf der Stelle und steht nun direkt vor dem kleinen Wesen. Stella hat sich extra auf der Stelle gedreht, damit sie nicht aus Versehen mit ihren dicken Stampfern auf das kleine Dinge rauftritt. Nun stehen sie beide Auge in Auge. Naja, auf Augenhöhe sind sie nicht wirklich. Das merkt auch das kleine Wesen und fängt nun an, mit den Flügelchen zu flattern bis es in die Höhe steigt und dann tatsächlich mit Stella auf Augenhöhe ist. Die hat das Gefühl, mitten in einem Traum gelandet zu sein. Glitzerstaub und blaue Flügel-Wesen, wo gibt’s denn sowas?

„Gestatten, darf ich mich vorstellen: Ich bin Blaula, eine geheime Tempel-Fee. Herzlich Willkommen auf dem Feen-Berg! Es finden nur wenige den geheimen Weg zu uns. Wir freuen uns immer über Besuch!“ Begeistert klatscht Blaula in ihre winzigen Händchen und dreht im Flug eine Pirouette. „Angenehm! Ich bin Stella, das Steist-Mädchen und kenne mich damit aus, im geheimen zu leben!“, antwortet Stella und reckt stolz ihren Kopf nach vorne.

„Ach, du bist Stella? Nedo hat schon von dir erzählt, aber ich dachte, du wärst wesentlich größer und nicht noch ein Baby“, quakt Blaula mit ihrem hellen Stimmchen drauf los.

Baby? Jetzt steigt Stella aber die Röte ins Gesicht! Sie ist mindestens 500 mal größer als die Tempel-Fee und muss sich jetzt anhören, sie wäre ein Baby? Das geht ja gar nicht!

„Ich bin kein Baby“, trötet sie empört los. Meine Güte, wie oft sie diesen Satz schon gesagt hat!

„Ist ja schon gut“, lacht Blaula gutmütig. „Ich kenne das Problem. Nur weil man klein ist oder wie ich auch noch eine helle Stimme hat, denken immer alle, man hätte nichts drauf. Dabei unterschätzen sie uns alle, oder?“, sagt sie, schnappt sich Stellas Rüssel und zieht Stella daran in windeseile in die Luft, so dass Stella plötzlich einige Zentimeter über dem Boden schwebt. „Äh, tja, da habe ich deine Kräfte wohl auch unterschätzt“, stammelt das Steist-Mädchen. „Wärst du so nett, mich wieder runterzulassen? Ich fühle mich doch mit allen Vieren auf dem Boden am wohlsten.“

„Selbstverständlich“, grinst Blaula und lässt Stellas Rüssel so plötzlich los wie sie ihn geschnappt hatte. Stella plumpst sicher zurück auf ihre vier Stampfer und schüttelt einfach nur noch staunend ihren Kopf.

„Komm mit“, sagt Blaula nun zu Stella und fliegt die glitzernde Straße Richtung Stadt entlang. Mit ihren winzigen Händchen winkt sie Stella, ihr zu folgen. Die stampft so schnell es als Elefant halt geht hinter der kleinen Fee her. Die Straße, die vorher endlos geradeaus zu verlaufen schien, macht nun plötzlich einen Knick nach rechts. Stella muss eine Vollbremsung hinlegen, damit sie die Kurve schafft. Kaum ist Stella um die Kurve rum, rennt sie >bomps< genau gegen eine Wand. Obwohl, warte mal, hm, da ist doch gar nichts. Stella versucht nochmal die Straße weiter entlang zu laufen, aber wieder: >bomps<! Es scheint so, als ob mitten auf der Straße eine durchsichtige Wand wäre. Jetzt hört Stella wieder das hohe Lachen, sie kann Blaula aber nicht sehen. Doch plötzlich schiebt sich vor Stella eine gläserne Wand zur Seite und dahinter steht… Na, hast du eine Idee, wer da stehen könnte? Natürlich! Nedo, Stellas bester Freund und der frechste Affe der Welt. Blaula sitzt auf seiner Schulter und die beiden Lachen sich gerade ordentlich schlapp. Jetzt reicht es Stella aber! Sie ist hier doch kein Objekt zur Belustigung! Beleidigt dreht sie sich um und will gerade den glitzernden Weg Richtung Heimat zurück spazieren, als Nedo ruft:

„Hey Stella, warte doch mal, tut mir leid, dass ich gelacht habe! Das sah nur so witzig aus wie du so verblüfft geschaut hast! Mir ist doch vorher dasselbe passiert!“ Er zeigt auf seine Stirn, auf der eine große, rosige Beule prangt. Jetzt muss auch Stella, die sich wieder umgedreht hat, lachen. Nedo sieht aus wie ein Einhorn! Erleichtert darüber, dass seine Freundin jetzt auch lacht, fällt Nedo Stella um den Hals.

„Nun ist aber gut mit eurer Wiedersehensfreude! Ihr habt euch gerade mal eineinhalb Tage nicht gesehen“, lacht die kleine Fee Blaula. „Lasst uns endlich zu den anderen gehen und Abendbrot essen!“

Essen? Das lässt sich Stella nicht zweimal sagen! Ihr Magen knurrt schon seit geraumer Zeit. Mit Nedo, der ihr immer noch um den Hals baumelt, stampft die Elefanten-Statue freudig hinter Blaula her. Die glitzernde Straße führt durch ein kleines Wäldchen aus Glasbäumchen und endet dann auf einer wunderschönen Blumenwiese. Blumen in allen Farben wiegen sich in einem sanften Wind zwischen saftigen Gräsern und über der Wiese fliegen und surren jede Menge Feen, Bienen, Schmetterlinge und was es sonst noch alles für fliegende, kleine Wesen gibt. Mitten auf der Wiese ist ein riesiges Buffet mit köstlichem Obst angerichtet. Stella läuft das Wasser im Mund zusammen! Blaula ist schon längst am Buffet und bedient sich. Aber wie soll Stella nur zu dem Buffet hingelangen? Sie ist am Rande der Wiese stehengeblieben. Sie macht sich nämlich Sorgen, dass sie aus Versehen auf eine Blume oder vielleicht sogar eine Fee oder einen Schmetterling tritt, wenn sie mit ihren großen Stampfern über die Wiese marschiert. Da ist so ein Gewusel, dass sie gar nicht jedes Lebewesen gleichzeitig im Blick haben kann. Der Sabber tropft Stella aus dem Maul und Nedo hängt immer noch um ihren Hals. Dieser Anblick scheint einer kleinen rosa Fee, die gerade auf einer Blüte vor Stella sitzt, ans Herz zu gehen.

„Geht doch hin und nehmt euch Früchte, hier ist für alle gut gesorgt“, sagt die kleine Fee zu Stella und Nedo und flattert dabei vor ihren Köpfen rum. „Ihr könnt einfach gehen. Vor euch wird sich ein Pfad auftun, hier gibt jeder auf jeden acht.“ Hm, Stella zögert etwas und macht dann einen vorsichtigen Schritt auf die Wiese. Und tatsächlich: vor ihr breitet sich nun ein glitzernder Pfad aus, der direkt zum Buffet führt. Die Schmetterlinge, Bienen und Feen sind einfach ein Stück zur Seite geflogen und verrichten dort ihr Tageswerk weiter. Fröhlich rennt Stella nun zu den Früchten. Nedo schlackert bei dem Tempo um ihren Hals rum und der Boden vibriert ein wenig unter ihrem Gewicht. Das finden die Feen auf der Wiese lustig. Sie halten sich an den wackelnden Blumen fest und ihr helles Lachen schallt über die Wiese. Kurz darauf ist Stella bei den köstlichen Früchten angekommen, trompetet laut ein >Vielen Dank für die Einladung< und macht sich dann über das Obst her. Nach und nach kommen immer mehr Feen nach getaner Arbeit ans Bufett und über den Früchten surrt und brummt es und man hört ein fröhliches Stimmengewirr. Nedo und Stella kommen mit den Feen ins Gespräch und erfahren, dass die glitzernde Straße nur ganz selten zu sehen ist, immer, wenn es eine ganz bestimmte Sternenkonstellation gibt. Und die Straße wird auch dann nur von denen gesehen, die an Wunder und Zauberei glauben. Und das scheint bei Stella und Nedo der Fall zu sein. Rosalie, die kleine, rosa Fee, erzählt, dass die Feen aber jederzeit auch ohne die Glitzerstraße in die normale Welt fliegen können. Manchmal machen sie das auch, aber da sie dort keine Freunde haben, weil sie keiner für wahr haben will, kommen sie nicht so oft.

„Aber jetzt habt ihr dort Freunde!“, ruft Stella und Nedo nickt. „Wir laden euch herzlich ein, uns auf dem Tempelgelände zu besuchen! Wir stellen euch dann auch die restliche Affenbande vor, dann habt ihr noch mehr Freunde!“

„Au ja!“, rufen die kleinen Feen und klatschen begeistert in ihre Hände. Und so ist es abgemacht, dass Blaula, Rosalie und jede Fee, die möchte, die Freunde Stella und Nedo jeder Zeit besuchen können. Und sollten die Sterne mal wieder günstig stehen, kommen das Steist-Mädchen und der Affe natürlich auch wieder zu Besuch in das Land der Tempelfeen! Und so genießen Stella und Nedo noch die Nacht auf der bunten Blumenwiese, feiern und essen mit ihren neuen Freunden und machen sich dann nach einer wunderschönen Nacht gemeinsam auf den Rückweg zum Tempelgelände. Auf dem Rückweg unterhalten die beiden sich noch über das Land der Tempelfeen. Irgendwie erscheint das alles wie ein Traum. Wenn da nicht der Glitzerstaub wäre, der noch tagelang an ihren Füßen haftet…