Kinder-Podcast 037: Frodelinde Band 4

037: Eigentlich wollte Hagen nur ein paar seiner Wintervorräte verspeisen, aber dann entwickelt sich aus einem kleinen Streit mit einem Eichelhäher ein wunderschöner Nachmittag im winterlichen Wald, den Hagen, Frodelinde und viele andere Tiere so schnell nicht vergessen werden!

Vielen Dank an Johanna, 4 Jahre alt, für das bezaubernde Beitragsbild! Mit dem fröhlichen Marienkäfer möchte sie mir viel Glück wünschen! Lieben Dank!

 

So sieht die Eichelhäher-Dame Karen aus

Frodelinde – Abenteuer im Wald Band 4

„Ey, was soll das!“, krakeelt es durch den Wald. „Das ist mein Wintervorrat!“ Hagen, das kleine Eichhörnchen, richtet sich erschrocken auf. Sein knurrender Magen hatte ihn trotz des leichten Schneeregens aus seinem warmen Kobel getrieben. Mit der Nase über der Erde war er über den Waldboden gelaufen, um seine im Herbst vergrabenen Wintervorräte zu erschnuppern. Und genau an dieser Stelle hatte es köstlich nach Nüssen gerochen. Also hatte er angefangen, die dünne Schneefläche zu durchwühlen um dann in dem aufgeweichten Erdboden nach den Nüssen zu suchen.

Und jetzt ertönt hier von irgendwo ein Geschrei, obwohl doch sein Magen ebenfalls laut nach etwas Essbarem schreit. Er schaut nach links und rechts. Nichts zu sehen. Dann hebt er seinen Kopf und schaut nach oben. Da blitzt hinter einem nackten Ast, der im Herbst alle Blätter verloren hat, kurz etwas Blaues auf. Hagen stutzt. Ein blaues Tier im Wald? Welches Tier kann das sein?

Und da wieder! Ein kleiner, blauer Schimmer leuchtet oben hinter ein paar Zweigen auf.

„Wer bist du?“, ruft Hagen nach oben. „Ich kenne keine blauen Tiere. Doch, warte! Es gibt blaue Schmetterlinge, die Bläulinge, aber die fliegen doch jetzt im Winter gar nicht!“

Auf dem Baum bewegt sich nichts. Also nimmt Hagen die Sache jetzt selbst in die Hand, bzw. das Pfötchen. Mit einem Satz ist er auf den Stamm des Baumes gesprungen, auf dem das blaue Tier sitzt, und klettert flink empor. Schon kommt er beim ersten Ast an. Nix zu sehen. Zweiter Ast. Immer noch nix zu sehen. Dritter Ast. Auch nix.

„Was ist denn hier los?“, wundert sich Hagen. „Ich habe doch ganz sicher jemanden rufen hören und etwas Blaues im Baum gesehen!“

In dem Moment schiebt sich ein großer Schnabel über seine Schulter und aus ihm ertönt es ganz laut: „Buh.“

Erschrocken rudert Hagen mit dem Ärmchen um vor Schreck nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im letzten Moment klammert er sich noch an einem kleinen Zweig fest.

„Bist du verrückt geworden! Fast wäre ich vom Baum gestürzt!“, faucht das Eichhörnchen nun den großen Vogel an, der lachend hinter ihm auf dem Ast sitzt.

„Ach, du bist doch ein Eichhörnchen. So schnell fällt ein Eichhörnchen nicht vom Baum. Außerdem hast du einen kleinen Schreck verdient! Du frisst hier schließlich alle meine Wintervorräte auf ohne mich zu fragen“, ruft der Vogel aufgeregt.

„Deine Wintervorräte? Das sind MEINE Wintervorräte! Ich habe sie genau hier neben der umgeknickten Eiche vergraben“, antwortet Hagen erbost.

„Nein, genau neben der umgeknickten Eiche habe ICH meine Wintervorräte begraben“, widerspricht der Vogel laut.

„So ein Quatsch“, setzt Hagen gerade an, als unter dem Baum eine Stimme erklingt.

„Ey Leute, was ist denn da oben bei euch los? Warum streitet ihr denn?“ Unter dem Baum steht eine dicke Wildsau. Es ist Frodelinde, die gerade auf Futtersuche ist.

„Dieses Eichhörnchen will alle meine Eicheln auffressen, die ich mir als Nahrung für den Winter vergraben habe“, ruft der Vogel den Baum hinab.

„Hä. Wieso Eicheln? Ich hatte gerade ein paar Haselnüsse erschnuppert, die ich vergraben habe, als du angefangen hast zu meckern. Ich mag Eicheln gar nicht so gerne.“ Verwundert schaut Hagen den großen Vogel an.

Jetzt ist es an dem Vogel verdutzt zu schauen. „Aber…“, fängt er an zu sprechen.

„Wisst ihr was ihr beiden Streithähne? Kommt doch mal runter zu mir und wir klären die Sache“, schlägt Frodelinde vor.

Das Eichhörnchen und der Vogel schauen sich skeptisch an. Dann nicken sie sich zu und Hagen klettert hinab und der Vogel fliegt hinab zu Frodelinde.

„Eins will ich aber klarstellen: Ich bin kein Streithahn, ich bin ein Eichelhäher! Und ich heiße Karen“, stolz reckt der Vogel die Brust raus.

„Hallo Karen, ich bin Frodelinde und dieses kleine Eichhörnchen hier ist Hagen. Schön, dich kennenzulernen“, begrüßt Frodelinde den fremden Vogel. Durch die freundliche Stimme und die nette Ansprache von Frodelinde entspannt sich Karen. Auch Hagen wirkt jetzt gar nicht mehr streitlustig.

„Ach, du bist ein Eichelhäher! Du hast aber wunderschöne blaue Federn an deinen Flügeln!“ Hagen bewundert die kleinen blauen Federn, die in einem Streifen an den Flügeln der Eichelhäher-Dame sind. Karen lächelt geschmeichelt.

„Na seht ihr. Wenn man freundlich miteinander spricht, geht doch alles viel einfacher. Und jetzt versuchen wir mal in einem freundlichen Ton, euer Problem zu lösen“, regt Frodelinde an. „Karen, worum geht es denn?“

„Ich saß eben hier ganz entspannt auf dem Baum, als ich gesehen habe, wie Hagen meine Eicheln ausgegraben hat, die ich mir als Wintervorrat vergraben habe“, berichtet die Eichelhäher-Dame.

„Oh, Eicheln, die mag ich auch sehr gerne.“ Frodelinde leckt sich die Lippen und spricht dann weiter: „Hagen, was sagst du denn dazu?“

„Also ich habe mir hier für den Winter Haselnüsse verbuddelt. Und die habe ich gerade erschnuppert“, erklärt nun Hagen.

„Hm, Haselnüsse, auch sehr lecker.“ Frodelinde leckt sich wieder die Lippen. „Wisst ihr was, jetzt zeigt mir doch mal die Stellen, wo ihr eure Vorräte vergraben habt. Vielleicht klärt sich ja dann schon alles.“

Hagen und Karen schauen sich an und flitzen dann beide los. Zehn Zentimeter voneinander entfernt bleiben sie stehen und fangen jeweils an zu buddeln. Und siehe da: Karen buddelt Eicheln aus und Hagen Haselnüsse.

Frodelinde fängt an zu lachen: „Ihr beiden. Jetzt habt ihr euch so gestritten, dabei hattet ihr doch beide Recht!“

Karen schaut etwas beschämt zu Hagen. „Äh, ja, Hagen, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du hier auch Haselnüsse vergraben hast. Ich glaube, das nächste Mal sollte ich vielleicht besser nett nachfragen wonach du suchst bevor ich gleich los meckere.“

„Das stimmt“, nickt Hagen versöhnlich. „Wie Frodelinde schon gesagt hat: Mit einem freundlichen Ton lassen sich die meisten Dinge ganz einfach klären. Aber Schwamm drüber. Was machen wir jetzt mit den Nüssen und Eicheln? Ich habe hier in der Gegend ganz viele Haselnüsse vergraben, eigentlich mehr, als ich für den Winter brauche.“

„Und ich habe auch viel mehr Eicheln in dieser Gegend vergaben als ich im Winter fresse. Wahrscheinlich liegen alle unsere Verstecke dicht beieinander“, lacht Karen.

Frodelinde überlegt einen Moment. Dann hat sie eine Idee: „Was haltet ihr davon, wenn wir ein kleines Winterfest feiern und ein paar Tiere einladen, die auch gerne Haselnüsse und Eicheln fressen. Jetzt im Winter ist es doch immer recht einsam und langweilig und so können wir alle ein bisschen zusammen sein und Spaß haben.“

„Oh, das ist eine super Idee! Wir feiern eine Party!“ Hagen hüpft aufgeregt von einem Bein auf das andere. „Wen laden wir denn alles ein?“

„Also ich weiß, dass Rehe im Winter ein paar Eicheln fressen. Und Hirsche auch“, erzählt Karen, die Eichelhäherdame.

„Und unser Freund Dieter, der Buntspecht, frisst doch im Winter auch Eicheln, weil Insekten im Winter so schwer zu finden sind, oder?“, fragt Frodelinde.

„Ja, du hast Recht“, nickt Hagen. „Und die Waldmäuse mögen Haselnüsse. Los wir laufen los und holen alle her, dann kann die Party starten!“

Gesagt getan. Karen flattert los, um ein paar Rehen und Hirschen Bescheid zu geben, die auf etwas weiter entfernten Feldern stehen. Frodelinde zockelt durch den Wald und ruft nach Dieter, dem Buntspecht, den sie schließlich auf einem morschen Baum findet. Hagen, das Eichhörnchen, sprintet über den Waldboden und hockt sich vor ein Loch, von dem ein Gang tief in die Erde führt. Hier wohnt eine Mäusefamilie, der Hagen Bescheid sagt, dass gleich eine kleine Party startet.

Es dauert nicht lange und alle Tiere haben sich auf dem Platz versammelt, an dem Hagen und Karen ihre Wintervorräte vergraben haben. Auch eine Amsel hat von der Party erfahren und ist geflogen gekommen. Sie kann wegen ihrer Größe zwar keine ganzen Nüsse verspeisen, aber Hagen hat ihr versprochen, eine Haselnuss in kleine Stücke zu beißen, damit die Amsel sie fressen kann.

Emsig sind Karen und Hagen nun dabei, die Haselnüsse und Eicheln auszugraben und an ihre Gäste zu verteilen. Die Amsel trällert als musikalische Unterhaltung ein Lied nach dem anderen. Alle Tiere freuen sich über die willkommene Abwechslung im dunklen Winter und freuen sich über die netten Unterhaltungen, die sie mit den anderen Tieren führen.

„Hä, was machst du denn da?“ Hagen schaut interessiert Dieter, dem Buntspecht, hinterher, der mit einer Haselnuss zu einem Baum fliegt und die Nuss in eine Kerbe im Stamm klemmt.

„Das ist meine Spechtschmiede. Die habe ich mir extra gebaut, damit ich darin Nüsse einklemmen kann und sie so leichter mit meinem Schnabel aufbrechen kann“, antwortet Dieter und beginnt auch schon, die Nuss zu knacken.

„Was man so alles auf einer Party lernen kann“, freut sich Hagen und denkt sich insgeheim, dass sie so eine tolle Winter-Party unbedingt wiederholen müssen! Die Tiere feiern noch bis die Dunkelheit hereinbricht und alle satt und zufrieden wieder ihrer Wege gehen.