003: Kannst du dich noch an die erste Geschichte über den kleinen Buschibau Theo erinnern? Da ist die Abenteuerlust in ihm erwacht! Und wer einmal Abenteurer war, bleibt immer Abenteurer! Und deshalb geht es hier gleich weiter mit dem 2. Band. Da wird Theo sogar zum Held und rettet seine Freunde! Aber horch selbst mal, wie es weitergeht…
Viel Spaß! Deine Kerstin
Band 2
Der kleine Buschibau und die Brieftaube Sieglinde
Kapitel 1 – Der Geheimgang
„Psst, psst…“ flüstert es hinter dem Wandbild in Kuniberts Zimmer. „Kunibert, wach auf, ich muss dir was erzählen!“ Es ist der kleine Buschibau. Er ist durch den Geheimgang zu Kuniberts Zimmer gekrochen und wartet darauf, dass sein bester Freund Kunibert das Bild von der Wand nimmt.
„Och Theo,“ nuschelt Kunibert verschlafen. „Ich bin müde, kriech zurück in dein Zimmer! Es ist doch erst sechs Uhr morgens!“ Die beiden besten Freunde haben ihre Kinderzimmer durch einen Geheimgang verbunden. Damit ihre Eltern den Gang nicht entdecken, hat jeder in seinem Zimmer ein großes Bild über den Eingang gehängt. Theo und Kunibert sind nämlich Buschibaus. Buschibaus wohnen in einem Vulkan in Wohnhöhlen. Kuniberts Familie wohnt gegenüber von Theos Wohnhöhle.
„Es ist wichtig, jetzt nimm doch mal das Bild von der Wand!“ raunt Theo schon lauter.
„Na gut, was ist denn so wichtig?“ Kunibert rappelt sich aus dem Bett. Als er das Bild von der Wand nimmt, plumpst Theo aus dem Geheimgang auf Kuniberts Bettstein. „Autsch!“
„Das hast du jetzt davon“, grinst Kunibert.
„Ich weiß jetzt, was ich später werden will!“, triumphierend schaut Theo Kunibert an.
„Deshalb weckst du mich? Ich glaube du spinnst. Ich schlafe jetzt weiter!“
„Hör doch mal: Ich will Abenteurer werden, wie meine Uroma Grete!“
„Also, jetzt reicht es aber! Du bist ein Buschibau und es hat noch nie ein Buschibau den Vulkan verlassen. Also vergiss es!“
„Stimmt nicht! Ich habe den Vulkan schon verlassen“, antwortet Theo stolz.
Kunibert kriegt vor Staunen den Mund nicht zu: „Du?“
„Ja, ich bin aus der Kloschüssel gefallen und du glaubst gar nicht, wie toll die Welt draußen ist“, berichtet der kleine Buschibau. Er erzählt Kunibert das ganze Abenteuer, das er im Dorf erlebt hat.
„Und als ich nach dem Abenteuer wieder auf meinem Bettstein lag, haben Mama und Papa sich leise unterhalten. Sie dachten, ich schlafe schon, ich habe aber alles gehört! Mama hat gesagt, dass meine Uroma Grete Abenteurerin war. Und jetzt will ich auch Abenteurer werden! Und du wirst mein Partner!“
„Ich?“, erschrocken schaut Kunibert Theo an. „Nein, vergiss es! Ich geh da nicht raus! Ich werde Elektriker oder arbeite im Büro oder so, aber ich werde bestimmt kein Abenteurer!“ Kunibert ist halt ein typischer Buschibau. Er ist zufrieden mit dem Leben im Vulkan und hat kein Interesse daran, etwas Neues zu erleben.
„Och schade! Dann helf mir zumindest, Uroma Gretes alten Krempel zu suchen. Der steht irgendwo im Keller. Vielleicht finde ich darin Informationen, wie ich Abenteurer werde“, bittet Theo seinen Freund.
„Klar, dabei helfe ich dir gerne! Solange ich nicht aus dem Vulkan raus muss!“
Theo und Kunibert verlassen Kuniberts Zimmer und stürmen in die Küche. Sie wollen noch ein Steinofenbrot essen, bevor sie sich auf den Weg zum Keller machen. Der Keller liegt nämlich tief unten im Vulkan.
„Guten Morgen Theo, wo kommst du denn her?“, überrascht schaut Kuniberts Mutter Theo an. „Ich habe dich gar nicht kommen hören.“
„Äh, ja, ich glaube, da haben sie noch geschlafen“, stammelt der kleine Buschibau. Fast hätte er den Geheimgang verraten! Aber ein Glück ist ihm noch die Ausrede eingefallen. Die beiden Freunde schnappen sich ein Brot und rennen los.
„Tschüss Mama, wir gehen im Vulkan spielen“, ruft Kunibert noch seiner Mama zu und schon sind sie aus der Wohnhöhle raus gestürmt.
Kapitel 2 – Der Keller
„Warst du schon mal bei euch im Keller?“ Kunibert ist doch etwas mulmig zumute. Der Weg zum Keller ist lang und die Gänge werden immer enger und sind nur schlecht beleuchtet. „Ja, einmal“, antwortet Theo. „Und da standen ganz viele alte Kisten, auf denen „GRETE“ stand. Die gehörten bestimmt meiner Uroma.“
„Und wenn wir uns verlaufen?“
„Ach Kunibert, ich bin doch bei dir!“, beruhigt ihn der kleine Buschibau Theo.
>Knarzz< ertönt es plötzlich von rechts. Eine Holztür mit eisernen Beschlägen schwingt langsam auf.
„Uahhh, Hilfe!“ Kunibert springt Theo vor Schreck auf den Arm. „Ein Gespenst!“
„Wo?“, ertönt es hinter der Tür. „Das will ich auch sehen!“
„Ach du bist es nur, Gregor!“ erleichtert klettert Kunibert von Theo runter. „Was machst du denn hier?“
„Das ist doch mein Werkkeller. Hier baue ich immer Steinskulpturen in meiner Freizeit! Und was macht ihr hier?“
„Och, wir sollen nur was für Papa aus dem Keller holen. Weißt du, welches unser Keller ist? Die Türen sehen ja alle gleich aus“, redet sich Theo raus.
Der alte Gregor überlegt: „Hm, ich glaube euer Keller ist der letzte im Gang.“
„Alles klar, danke!“. Und schon rennen die beiden los. Als sie die Tür erreichen, müssen sie beide ganz doll gegen die Tür drücken, damit sie sich öffnet. Was sehen sie da? Das ist ja eine von Oma Gretes Abenteuer Kisten und da sind ja noch viel mehr! Oma Grete muss ja wirklich viele Abenteuer erlebt haben. Jetzt müssen sie noch in die Kisten gucken. Oha! Hier sind ja richtig seltene Sachen drin! In einer Kiste ist ein Eimer aus Gold. Damit kann man Lava aus dem Vulkan holen.
„Wir kommen nicht weiter. Wir müssen die Kiste wegschieben“, sagt Theo.
„Was ist das?“, rufen sie plötzlich gleichzeitig. Hinter der Kiste klafft ein Loch in der Wand. Ein paar Steinstufen führen durch das Loch in einen anderen Raum. „Du gehst vor“, sagt Kunibert. „Schließlich willst du Abenteurer werden.“ Er gibt Theo einen kleinen Schubs. Theo stolpert die Stufen hinab und bleibt staunend stehen. Das gibt es doch gar nicht! Er steht in einer richtigen Abenteurerzentrale! An den Wänden hängen Karten von vielen verschiedenen Ländern. In einer Ecke steht ein großer Tisch. Auf dem Tisch steht ein Funkgerät mit Mikrofon und vielen bunten Knöpfen und Hebeln. Theo merkt, wie es anfängt, unter seinen Achseln zu kribbeln. Dann macht es >plopp< und seine Nase verfärbt sich grün. Beides ist bei einem Buschibau ein Zeichen dafür, dass die Abenteuerlust in ihm erwacht.
„Kunibert, komm her, das musst du sehen!“, ruft der kleine Buschibau seinen besten Freund herbei. Kunibert kommt vorsichtig die Steinstufen hinab geschlichen.
„Oh nein, Theo, was ist mit dir? Bist du krank? Was machen wir jetzt bloß?“
„Krank? Wie kommst du denn darauf?“, fragt Theo.
„Du hast eine ganz grüne Nase!“
„Nein“, lacht Theo. „Die hatte Uroma Grete auch. Das heißt nur, dass ich ein echter Abenteurer-Buschibau bin!“
Kapitel 3 – Die Abenteuerzentrale
Kunibert schaut sich neugierig in dem Raum um.
„Wow, ein Funkgerät!“ Kunibert drängelt an Theo vorbei zum Schreibtisch. Schon hat er sich davor gesetzt und fängt an, auf den Knöpfen herumzudrücken.
„Kennst du dich damit aus?“, fragt sein Freund erstaunt.
„Klar, ich habe dir doch gesagt, ich werde lieber Elektriker als Abenteurer!“
>Krix, krax< erklingt es plötzlich aus einem Schrank neben dem Funkgerät. Kunibert reißt den Schrank auf. „Ha, Theo, schau mal, ein echter Funkhelm!“ Die Geräusche kommen aus dem Mikrofon des Helms. Durch das Anschalten des Funkgerätes hat Kunibert eine Verbindung zwischen dem Funkgerät und dem Helm hergestellt.
„Hallo, hallo“, spricht Kunibert jetzt in das Mikrofon des Funkgeräts.
„Hallo, hallo“, schallt es aus dem Mikrofon des Helms.
„Weißt du was, Theo?“, Kuniberts Augen leuchten. „Jetzt weiß ich auch, was ich werden will! Ich werde Funker! Wenn du draußen in der weiten Welt unterwegs bist, bleibe ich mit dir über das Funkgerät in Kontakt. Wenn du dich verläufst, kann ich dir über die Landkarten sagen, wo du bist. Dann helfe ich dir, wieder zurück zum Vulkan zu finden!“
„Das ist super!“, Theo klatscht begeistert in seine Grabehändchen! „So machen wir das! Dann bist du jetzt doch mein Partner“. Die beiden Jungs klatschen sich gegenseitig in die Pfötchen. „Hiermit ist unsere Partnerschaft besiegelt!“ Mit leuchtenden Augen schauen sich die beiden in dem Raum um. „Das ist jetzt unsere Abenteuerzentrale,“ strahlt Theo über das ganze Gesicht.
„Ja, aber wie kommst du von hier in die weite Welt hinaus? Du hast doch gesagt, eure Kloschüssel ist jetzt repariert. Und ich sehe hier auch keinen Ausgang“, wundert sich Kunibert.
„Es muss aber einen geben“, meint Theo. „Uroma Grete ist doch auch irgendwie aus dem Vulkan raus gekommen.“
„Was ist das?“, fragt Kunibert. „Hier sind lauter Bilder.“
„Ich weiß nicht“, sagt Theo. „Das könnte der Ausgang sein. Wir haben doch auch vor den Ausgängen unseres Geheimgangs Bilder hängen.“
Tatsächlich! Hinter einem Bild mit einem großen Elefanten entdecken sie einen Tunnel.
„Das ist ja eine tolle Aussicht!“, ruft Kunibert. Er ist durch den Tunnel gekrochen. Zum ersten Mal in seinem Leben sieht er den blauen Himmel.
„Lass mich doch auch mal gucken!“, drängelt Theo. Er quetscht sich an seinem Freund vorbei. Zusammen genießen sie den Blick auf die Felder um den Vulkan.
„Aber wie soll ich denn von hier runter kommen?“ fragt Theo Kunibert. Unter dem Loch ist ein steiler Abhang. Deshalb hat wahrscheinlich auch noch niemand von draußen das Loch entdeckt.
Kunibert schaut sich in dem Tunnel um. „Da hängt eine Leiter an der Wand! Die sieht lang genug aus.“
Zusammen heben die beiden Buschibaus die Leiter von der Wand. Langsam lassen sie sie an der Felswand hinab. Sie reicht genau bis zum Ende Steilhangs.
„Juhuu, jetzt geht es los!“ Theo will schon die Leiter hinab steigen.
„Warte!“, ruft Kunibert im letzten Moment. „Du musst doch noch deinen Funkhelm aufsetzen! Ich bin doch dein Partner und sonst können wir nicht zusammen reden.“
„Ach ja, habe ich ganz vergessen. Aber muss das dieser Helm sein?“ Der Helm ist rosa angemalt und hat viele bunte Blumen drauf.
„Klar, damit bist du doch auf den bunten Feldern gut getarnt“, lacht Kunibert und stülpt Theo den Helm auf den Kopf. Die beiden Partner machen noch einen kurzen Test, ob das Funkgerät funktioniert.
Dann klettert der kleine Buschibau die Leiter hinab. Von der letzten Stufe macht er >hopps< einen Hüpfer hinab auf das Geröll. Das hätte er nicht tun sollen! Die Steine unter ihm rutschen weg und holterdipolter rollt er den Abhang hinab bis in das Feld am Fuße des Vulkans.